Hormone und Kinderwunsch

Die Kinderwunsch-Sprechstunde

In unserer Sprechstunde liegt unser Hauptaugenmerk zunächst darauf, die Ursachen dafür zu finden, dass Sie bisher nicht schwanger geworden sind. Wir besprechen mit Ihnen die medizinisch sinnvollen weiteren Schritte und entscheiden zusammen mit Ihnen, wie es weitergeht. So können wir das individuell für Sie und Ihre Lebenssituation passende Konzept erstellen. Doch auch, wenn sich zeigen sollte, dass die Erfüllung des Kinderwunschs nicht realistisch erscheint, lassen wir Sie nicht allein! Dies ist erfreulicherweise jedoch selten der Fall.

Neben Ultraschall- und Blutuntersuchungen sowie einem Test der Eileiter-Durchgängigkeit, die ambulant in unserer Sprechstunde stattfinden, können wir Ihnen auch eventuell notwendige Operationen durch unsere erfahrenen Operateurinnen und Operateure aus einer Hand anbieten. Auch sämtliche therapeutischen Maßnahmen können wir – zum Teil in organisatorischer Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern – durchführen. Die betreuenden Ärzte bleiben jedoch  auch hier dieselben.

Wir möchten, dass Sie sich nicht nur medizinisch kompetent beraten, sondern auch menschlich gut aufgehoben fühlen. Ihre Fragen, Wünsche, Ängste und Hoffnungen sollen ausreichend Raum bekommen. Sie haben eine persönliche ärztliche Ansprechpartner*in,  lernen aber auch die anderen Mitglieder unseres Teams kennen, so dass Sie im Vertretungsfall meist auf ein bekanntes Gesicht treffen.

Als Universitätsklinikum der Technischen Universität München haben wir den Anspruch, Sie stets nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft zu beraten und zu behandeln. Unter Umständen haben Sie auch die Möglichkeit, an Studien teilzunehmen und somit von neuesten  Methoden zu profitieren, wenn Sie das möchten. Der wissenschaftliche Schwerpunkt der Arbeitsgruppe liegt in den Auswirkungen von Eisprungstörungen, worüber wir zahlreiche Artikel veröffentlicht haben.

Termine

Erstvorstellungs-Gespräche Dienstag und Freitag vormittag, weitere Termine nach Vereinbarung ab 07.30 Uhr.

Bitte versuchen Sie, möglichst alle Befunde ggf. anzufordern und mitzubringen, sofern diese bereits vorhanden sein sollten (Zykluskalender, Hormonwerte, Arztbriefe, OP-Berichte, Spermiogramm). Am besten kommen Sie zusammen mit Ihrem Partner.

Unerfüllter Kinderwunsch: Ursachen, Diagnostik, Therapie

Sie wünschen sich schon seit längerer Zeit ein Kind, aber es klappt nicht? Damit sind Sie nicht allein. Rund 15 Prozent aller Paare in Deutschland leiden an einem unerfüllten Kinderwunsch. Doch wann sprechen wir von einem unerfüllten Kinderwunsch, und wann sollten Sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen? Die Wahrscheinlichkeit, in einem Zyklus schwanger zu werden, beträgt lediglich 25-30 Prozent, auch wenn bei beiden Partnern keinerlei Probleme vorliegen und das Paar zum richtigen Zeitpunkt Geschlechtsverkehr hat. Das bedeutet, dass zunächst ein wenig Geduld dazu gehört. Nach 3 Monaten sind erst rund 40 Prozent aller Paare schwanger, nach 6 Monaten jedoch 80 Prozent und nach 12 Monaten 90 Prozent. Spätestens jetzt sollten Sie sich an Ihre Frauenärzt*in wenden, wenn es nicht geklappt hat. Kommen jedoch weitere Faktoren hinzu, wie z.B. ein sehr unregelmäßiger Zyklus, eine Vorerkrankung oder ein im fortpflanzungsmedizinischen Sinne „höheres“ Alter (>35 Jahre) der Frau, so kann medizinische Hilfe auch schon früher sinnvoll sein. Ihre Frauenärtz*in wird möglicherweise bereits einige Untersuchungen oder eine Behandlung durchführen und Sie dann eventuell in ein spezialisiertes Zentrum wie unsere Klinik überweisen.

Woran aber kann es liegen, wenn sich keine Schwangerschaft einstellt und was kann man tun?


Bei vielen Paaren gibt es nicht nur einen Grund, warum sich der Kinderwunsch nicht erfüllt, sondern es handelt sich um ein Zusammenspiel aus mehreren kleineren Abweichungen von der Norm, die gemeinsam zum Problem führen. Sehr häufig sind beide Partner davon betroffen. Hier von Schuld zu sprechen, ist in jedem Fall falsch! Oft lassen sich die Ursachen jedoch auch trotz intensiver Suche nicht herausfinden. Dies ist für die Betroffenen zwar unbefriedigend, aber die Erkenntnis, dass keine ernsthafte Erkrankung dahintersteckt, kann auch beruhigen. Mögliche Gründe können sein:

Eizellen und Eileiter
 

Eizellreifungs- und Eisprungstörungen

  • Ohne Eisprung, also das Freisetzen der reifen Eizelle aus dem Eierstock in der Zyklusmitte, kann keine Befruchtung stattfinden. Verschiedenste Ursachen, wie starke psychische oder körperliche Belastung, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder das Polyzystische Ovar Syndrom, kurz „PCOS“ genannt, können hier zu Problemen führen. Meist ist dies für jede Frau durch das Ausbleiben der Periode, sehr seltene oder unregelmäßige Blutungen zu erkennen. Bereits das einfache Führen eines Menstruationskalenders ist unerlässlich, um solche Unregelmäßigkeiten genauer charakterisieren und dadurch auf die Ursache schließen zu können. Bringen Sie Ihre Aufzeichnungen auf jeden Fall mit in die Sprechstunde. Wir können dann durch Ultraschall- und Blutuntersuchungen zu bestimmten Zeitpunkten noch mehr Informationen sammeln, um schließlich zu einer Diagnose zu gelangen.
  • So unterschiedlich die Ursachen für Eizellreifungs- und Eispungstörungen sind, so verschieden sehen auch die Therapieoptionen aus. So kann für eine Frau eine Veränderung des Körpergewichts hilfreich sein, während für eine andere  die Schilddrüseneinstellung im Vordergrund steht. Alle Betroffenen sollten auf ihren Eisprung achten, um den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen. Auch hier helfen unsere Ultraschall- und Blutuntersuchungen, aber auch die eigene Beobachtung bestimmter Signale des Körpers oder der Verwendung von Urin-Tests zu Hause sind möglich. Auch eine medikamentöse Behandlung mit Tabletten oder Injektionen, die die Eizellreifung und den Eisprung fördern, kommt für viele Frauen in Frage. Um diese Therapie zu überwachen und die Wirksamkeit zu überprüfen, vor allem aber um das Entstehen von höhergradigen Mehrlingen zu vermeiden, sind regelmäßige Kontrollen in der Sprechstunde unerlässlich. Wir finden mit Ihnen zusammen die für Sie individuell passende Behandlungsmethode!
  1. Eingeschränkte Eizellreserve und Eizellqualität

  • Im Laufe der Lebensjahre nimmt die Anzahl an Eizellen, die zur Verfügung stehen, kontinuierlich ab. Dies führt letztlich – in Deutschland durchschnittlich mit 52 Jahren – zum Versiegen der Hormonproduktion in der Eierstöcken und zum dauerhaften Ausbleiben der Menstruation. Doch schon Jahre vorher werden Eisprünge seltener und die Blutung unregelmäßiger. Dies führt dazu, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft pro Zyklus von ca. 60 Prozent um das 20. Lebensjahr auf ca. 2 Prozent mit 40 Jahren abnimmt. Bei manchen Frauen sind diese Vorgänge beschleunigt, z.B. durch eine Chemotherapie, chronische Erkrankungen, familiäre Veranlagung oder auch durch starken Nikotinkonsum. Darüber hinaus treten mit zunehmendem Alter immer häufiger Fehler in der DNA auf, die zu Fehlgeburten führen können. Dieser Prozess lässt sich weder aufhalten noch rückgängig machen. Trotzdem kann betroffenen Paaren Hilfe angeboten werden.
  1. Nicht-Durchgängigkeit der Eileiter

  • Damit eine Schwangerschaft entstehen kann, muss die Eizelle nach dem Eisprung aus dem Eierstock über den Eileiter (die Tube) in die Gebärmutterhöhle gelangen. Hier findet in der Regel auch die  Befruchtung durch ein Spermium statt. Sind die Eileiter auf beiden Seiten verschlossen, so kann keine Schwangerschaft eintreten. Gründe hierfür sind meist frühere Infektionen, eine Endometriose oder Verwachsungen nach Operationen.

Die Eileiterdurchgängigkeit kann auf zwei Arten überprüft werden:

  • Der „Goldstandard“ ist eine Bauchspiegelung (Laparoskopie), eine kleine Operation in Vollnarkose, die in der Regel ambulant durchgeführt werden kann. Hier wird über die Scheide blauer Farbstoff in die Gebärmutter eingebracht und mittels einer kleine Kamera überprüft, ob die Farbe über die Eileiter in den Bauch gelangt, diese also durchgängig sind (sog. Chromopertubation). Ist ein oder sind beide Eileiter nicht durchgängig, so gibt es – je nach genauem Befund – die Möglichkeit, die Eileiter zu eröffnen und ihre Funktion  wenigstens vorübergehend wiederherzustellen. Daneben kann der gesamte Bauchraum inspiziert werden. Liegt z.B. eine Eierstockzyste oder Endometriose (s.u. sowie unter „Endometriose-Sprechstunde“) vor, so kann diese in derselben Operation behandelt werden. Oft ist es sinnvoll, auch eine Gebärmutterspiegelung in derselben Narkose durchzuführen, um Veränderungen der Gebärmutter wie Polypen oder eine Scheidewand (Septum) zu erkennen und ggf. zu behandeln. Insbesondere, wenn sich in der Ultraschalluntersuchung oder aus der Vorgeschichte Hinweise darauf ergeben, ist dies zu empfehlen.
     
  • Alternativ dazu bieten wir v.a. Frauen, bei denen es keinen Hinweis auf organische Veränderungen im kleinen Becken gibt, eine spezielle Ultraschalluntersuchung an. Hierzu wird ein Schaum über die Scheide in die Gebärmutter eingebracht. Im Ultraschall kann man dann sehen, ob der Schaum über die Eileiter in die Bauchhöhle weitergeleitet wird. Hier wird er, ebenso wie die blaue Farbe bei der Bauchspiegelung, ohne bekannte negative Auswirkungen vom Körper abgebaut. Lässt sich der Schaum auf beiden Seiten gut in den Tuben und schließlich im Bauch darstellen, so ist mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Eileiterdurchgängigkeit auszugehen. Diese Untersuchung können wir in unserer Sprechstunde durchführen. Sie ist normalerweise schmerzfrei, so dass keine Narkose notwendig ist, und dauert maximal eine Stunde.
     
  • Stellt sich bei den Untersuchungen heraus, dass nur ein Eileiter durchgängig ist, so ist die Chance auf eine natürlich entstehende Schwangerschaft zwar etwas vermindert, aber diese ist nicht unmöglich. Sind beide Tuben nicht durchgängig, so ist die Wahrscheinlichkeit für eine spontane Schwangerschaft verschwindend gering, und es sollte eine in vitro Fertilisation, kurz „IVF“, durchgeführt werden. Hierfür wird zunächst eine hormonelle Stimulation durchgeführt, die zur Reifung mehrerer Eibläschen in einem Zyklus führen soll. Die Eizellen werden in einem kurzen Eingriff über die Scheide ultraschallgesteuert entnommen und außerhalb des Körpers mit den Spermien zusammengebracht. Die eigentliche Befruchtung läuft dann ebenso ab wie im Körper der Frau. Findet eine Befruchtung statt, so werden in der Regel zwei entstandene Embryonen in die Gebärmutterhöhle eingesetzt in der Hoffnung, dass sie sich hier einnisten und eine Schwangerschaft entsteht. Besteht zusätzlich eine Einschränkung der Spermienqualität, so kann eine Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI, s.u.) empfohlen werden.
  1. Endometriose

Bei Endometriose handelt es sich um eine gutartige Erkrankung, bei der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle vorkommt. Viele Frauen mit Endometriose leiden neben Schmerzen auch an einem unerfüllten Kinderwunsch. Auch hier kann eine Operation, in der Regel eine Bauchspiegelung, Klarheit schaffen und gleichzeitig die Chancen auf eine Schwangerschaft verbessern. Daneben kommen alle Methoden der Kinderwunsch-Behandlung zum Einsatz, um Endometriose-Patientinnen bei der Erfüllung ihres Kinderwunsches zu helfen (s. auch Endometriose-Sprechstunde sowie die Seite zum interdisziplinären Endometriosezentrum (IEZ)).

  1. Anatomische Ursachen

  • Veränderungen von Organen, in erster Linie der Gebärmutter, wie angeborene Fehlbildungen oder Myome, können ebenfalls Ursache für unerfüllten Kinderwunsch oder auch gehäufte Fehlgeburten sein. All diese Veränderungen sind oft, aber nicht immer,  gut in der transvaginalen Ultraschalluntersuchung zu erkennen, meist am besten am Zyklusanfang. Daher gehört diese Untersuchung zu den ersten, die bei Kinderwunsch durchgeführt werden.
  • Zudem sind hier die Gebärmutter- und/oder Bauchspiegelung  (Hysteroskopie/Laparoskopie) wegweisend. Einer Hysteroskopie oder Laparoskopie wird in einer kurzen Vollnarkose ambulant oder mit einer Übernachtung in der Klinik durchgeführt. Häufig kann damit nicht nur die Diagnose gesichert, sondern auch gleichzeitig die Therapie durchgeführt werden, z.B. die Entfernung einer Scheidewand in der Gebärmutter oder eines Myoms.
  1. Mangelhafte Spermienqualität

Neben Problemen bei der Frau kann auch die Spermienqualität ein Faktor sein, der die Fruchtbarkeit des Paares einschränkt. Als Ursachen kommen u.a. Infektionen (z.B. eine aktuelle bakterielle Infektion oder eine durchgemachte Mumps-Erkrankung), ein Hodenhochstand als Kind, frühere Chemo- oder Strahlentherapien oder Alkohol und v.a. Nikotinmißbrauch in Frage.

  • Spermiogramm: Die Untersuchung der Spermien, ein sogenanntes „Spermiogramm“, gehört zu den ersten Maßnahmen in der Kinderwunsch-Abklärung. Es kann beim Urologen, am besten mit der Zusatzbezeichnung „Andrologie“, durchgeführt werden. Da die Spermienqualität stark schwanken kann, sollte das Spermiogramm nach 3 Monaten wiederholt werden. Am besten bringen Sie bereits ein Spermiogramm mit in unsere Sprechstunde, es kann aber auch im weiteren Verlauf nachgeholt werden. Zeigen sich hier Auffälligkeiten, so kann der Androloge Sie beraten, ob eine spezielle Therapie wie z.B. Hormone oder Antibiotika bei Ihnen sinnvoll ist. In jedem Fall sollten Sie mit dem Rauchen aufhören. Das verbessert nicht nur die Spermien, sondern ist später – neben Ihrer eigenen – auch der Gesundheit Ihres Kindes zuträglich.
  • Intrauterine Insemination: Ist die Spermienqualität eingeschränkt und lässt sich nicht verbessern, so können Maßnahmen der „assistierten Reproduktion“ meist helfen: Bei der „intrauterinen Insemination“ werden die Spermien aufbereitet und mittels eines Katheters in die Gebärmutterhöhle eingebracht. Dieser Eingriff ähnelt in der Durchführung ein wenig der Krebsvorsorgeuntersuchung und ist für die Frau in der Regel nicht schmerzhaft. Um ihn zum richtigen Zeitpunkt durchzuführen, muss vorher der Zyklus mittels Ultraschall überwacht und der Eisprung ausgelöst werden. Liegt bei der Frau zusätzlich eine Eisprungstörung vor, so kann die Insemination auch mit einer Stimulationstherapie kombiniert werden.
  • Intracytoplasmatische Spermieninjektion: Ist diese Therapie nicht ausreichend, so kann eine Intracytoplasmatische Spermieninjektion kurz ICSI, helfen. Hier werden die Spermien ebenfalls aufbereitet und dann unter dem Mikroskop direkt jeweils ein Spermium in die Eizellen injiziert, die nach einer hormonellen Stimulation aus dem Eierstock der Frau entnommen worden sind.
  1. Logistische Infertilität

Unser moderner Lebensstil mit hoher Mobilität führt häufig zu einem weiteren Problem: die beiden Partner führen eine Fernbeziehung oder sind aufgrund von Dienstreisen oder Schichtdienst häufig getrennt. So kann es vorkommen, dass sich das Paar häufig an den wenigen Tagen im Monat rund um den Eisprung, an denen überhaupt nur eine Schwangerschaft entstehen kann, gar nicht sieht. Sind alle anderen Ursachen für das Ausbleiben einer Schwangerschaft ausgeschlossen, ist hier besonders gutes Timing notwendig. Auch hier können wir helfend eingreifen.

Kinderwunsch trotz chronischer Erkrankung

Sie leiden an einer chronischen Erkrankung, wie z.B. Diabetes, Schilddrüsenfunktionsstörung, Störung der Hypophysenfunktion, einem angeborenen Herzfehler und/oder müssen dauerhaft Medikamente einnehmen, wünschen sich aber so wie viele andere ein Kind?  Sie sind nicht sicher, ob Sie überhaupt schwanger werden können, und was Sie dafür tun müssten? Sie machen sich Sorgen, welche Risiken eine Schwangerschaft für Sie und Ihr Kind bedeuten könnte? Dann können wir Sie in unserer Sprechstunde kompetent und verantwortungsvoll beraten. Wir haben jahrelange Erfahrung in der Betreuung von Frauen mit chronischen Erkrankungen in hormonellen Fragen, so dass wir die Probleme und Möglichkeiten des Schwangerwerdens in Ihrem Fall einschätzen und mit Ihnen besprechen können. Außerdem haben wir die Möglichkeit, Sie auf dem Weg zur Schwangerschaft in engmaschiger Kooperation mit den anderen Abteilungen des Klinikums rechts der Isar, aber auch mit dem Deutschen Herzzentrum, zu betreuen. Schon bevor Sie schwanger sind, können wir unsere geburtshilflichen Spezialisten hinzuziehen, insbesondere Prof. Dr. Bettina Kuschel, die Leiterin der Sektion für Geburtshilfe und Perinatalmedizin. Sie ist in der Betreuung von Schwangeren mit Vorerkrankungen sehr erfahren. Gemeinsam besprechen wir dann Risiken einer eventuell entstehenden Schwangerschaft, verabreden ggf. besondere Vorgehensweisen und treffen Vorkehrungen. So können Sie bewusst entscheiden, welchen Weg Sie gehen möchten.

Kinderwunsch und Krebstherapie

– Beratung im Rahmen des Netzwerks „Fertiprotekt“ –

Mit zunehmender Verbesserung der Diagnostik und Therapie bösartiger Erkrankungen nimmt die Chance auf eine Heilung immer weiter zu. Daher wird die Planung der Zeit nach überstandener Krebserkrankung immer wichtiger. 70 Prozent der Paare wünschen sich später ein Kind. Da die Chemo- und / oder Strahlentherapie bei ca. 10 - 50 Prozent der Patient*nnen zu einer dauerhaften Schädigung der Eierstock- bzw. Hodenfunktion führt, bleibt vielen Paaren später die Erfüllung des Kinderwunsches verwehrt. Daher können Maßnahmen zum Schutz der Fertilität vor Beginn der Behandlung sinnvoll sein.

Uns ist es ein großes Anliegen, Frauen mit noch nicht abgeschlossener Familienplanung rechtzeitig vor dem Start einer Therapie zu beraten, die die Fruchtbarkeit möglicherweise einschränkt. Eine solche Therapie kann bei bösartigen Erkrankungen wie Lymphomen oder Brustkrebs, aber auch z.B. bei rheumatischen Erkrankungen notwendig werden. In enger interdisziplinärer Zusammenarbeit mit den für die Behandlung der Grunderkrankung verantwortlichen Kollegen, meist Onkologen, beraten wir über individuell mögliche und sinnvolle fertilitätserhaltende Maßnahmen. Diese können einzeln oder kombiniert eingesetzt werden, um eine realistische Chance auf die Erfüllung des Kinderwunsches trotz der erforderlichen Behandlung zu gewähren. Keine der Maßnahmen kann jedoch ein leibliches Kind garantieren.

Im ersten Gespräch, das wir in der Regel sehr zeitnah anbieten können, wird die individuelle Situation besprochen. Zu diesem Gespräch können Sie gerne Ihre Vertrauensperson mitbringen, z.B. den Partner, eine/n Freund/in oder Familienangehörige. Erfahrungsgemäß prasselt in dieser Zeit eine ganze Flut verschiedenster Informationen auf Sie ein, und vier oder sechs Ohren hören mehr als zwei. In diesem Gespräch müssen viele wichtige Fragen geklärt werden:

  • Wie stark wird die Therapie Ihre Fruchtbarkeit einschränken?
  • Wie schnell muss mit der Therapie begonnen werden? Das heißt, wie viel Zeit bleibt für fertilitätsprotektive Maßnahmen, ohne Sie einem nicht verantwortbaren Risiko auszusetzen?
  • Gibt es Faktoren, die gegen eine hormonelle Behandlung oder eine Operation sprechen?
  • Wie gut sind Ihre Aussichten, eines Tages gesund genug für eine Schwangerschaft zu sein?
  • Wie hoch ist Ihre Eierstockreserve und damit Ihre realistische Aussicht auf eine Schwangerschaft aus dem gewonnen Gewebe / den gewonnenen Eizellen?
  • Haben Sie bereits Kinder? Wie stark ist Ihr Kinderwunsch gegenüber dem Wunsch z.B. nach sofortigem Beginn der Krebsbehandlung?
  • Haben Sie einen Partner? Wenn ja, wie steht er dazu?

Nach dem ersten Informationsgespräch ist dann eine Bedenkzeit notwendig – mindestens eine Nacht sollte jede Frau darüber schlafen. Dann kommen wir gemeinsam zu einer Entscheidung, die auf Ihre individuelle Situation zugeschnitten ist. Diese Entscheidung kann sein, alle Möglichkeiten in Anspruch zu nehmen, aber auch auf jegliche fertilitätsprotektive Therapie zu verzichten. Wir beraten Sie nach bestem Wissen, aber Sie selbst bestimmen, wie es weitergeht. Wofür Sie sich auch entscheiden, wir können Ihnen auch die Durchführung einer jeden Maßnahme, z.T. zusammen mit unseren Kooperationspartnern, anbieten. Über die einzelnen Maßnahmen können Sie sich mit Hilfe unseres Flyers (-> Link) bereits vorab informieren.
 

Netzwerk Fertiprotekt

Im Netzwerk Fertiprotekt(link is external) haben sich die Zentren im deutschsprachigen Raum zusammengeschlossen, denen die fundierte Beratung und Behandlung von Frauen vor einer Chemo- oder Strahlentherapie am Herzen liegt. Daneben werden hier auch wissenschaftliche Studien durchgeführt, um ein immer breiteres Wissen zu diesem Thema zu sammeln und in der Zukunft noch besser beraten zu können. Auch wir haben uns dem Netzwerk angeschlossen und besuchen jedes Jahr die zweitägige Fortbildungsveranstaltung, um Sie nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft beraten zu können.

Publikationen der Arbeitsgruppe "Gynäkologische Endokrinologie":

Gynäkologische Malignome und Hormontherapie

Wirkung von COVID-19- Infektionen und -Impfungen auf Ovarialfunktion und Fertilität

Hitzewallungen – haben wir neue Alternativen zu Hormonersatztherapie?

Hormontherapie in der Peri- und Postmenopause

Hormontherapie bei Frauen über 60 Jahre

Osteoporose: Aktuelle Diagnostik und neue Therapieansätze

Osteoporose bei Patienten unter 60: Ursachen und Präventionsansätze

POCT in Gynäkologie und Geburtshilfe

Neue Erkenntnisse zur Hormonersatztherapie (BÄ 11/2006)